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Bin ich das?

Bin ich das?

Valentin Groebner: Bin ich das?

Groebner, Valentin
Bin ich das? Eine kurze Geschichte der Selbstauskunft

Ich bin so toll!

Das Buch zeugt von einem gewissen Widerwillen, Auskunft über sich selbst zu geben, aber gleichzeitig vom Gefangensein im eigenen Käfig (immerhin ist diese Selbstbefragung ja entstanden während Homeoffice und Corona). Groebner widmet sich assoziativ den verschiedenen Spielarten der Ich-Behauptung, nicht als trockene Narzissmus-Forschung, sondern als ausschweifende Reflexion über Geschichte und aktuelle Auswüchse der Ich-Nennung: Schon in Beichte und Autobiografie, Psychoanalyse und kommunistischer Selbstkritik dient die Selbstoffenlegung immer einer Verbesserung vor Publikum. Das Phänomen der Influencer offenbart, dass der Kapitalismus den Konsum zur Steigerung der eigenen Attraktivität nützt. Wir lieben uns selbst und halten uns immer für besser, rufen nach Aufmerksamkeit und verbringen viel Zeit damit, uns vor den Spiegel zu stellen. Unsere Wünsche werden durch Konsum erfüllbar. Weiters führt Groebner Rückgriffe auf „Heimat“ und „Wir“ an, die eher Sehnsüchte oder Andersartigkeit im Blick haben als definierbare Inhalte. Auch die Liebe wird als Überstülpung des Ich auf jemanden analysiert und das Jammern als Verweis auf einen selbst. Am Ende plädiert er für etwas mehr Gelassenheit, weil „ich gewöhnlich nicht gemeint bin von dem, was ich sehe.“
Unterhaltsame Kulturwissenschaft.

Rezension von German Brandstötter auf https://www.biblio.at/literatur/rezensionen/opac.html