Matthias Gruber
Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art
Schick einen Wunsch ans Universum
Salzburg, hier und heute. Die Familie klammert sich an den unteren Rand der Mittelklasse: Die Mutter versucht vom Onlineversand von Kosmetika zu leben, der Vater von Wohnungsräumungen. Beide träumen von mehr Geld. Die Tochter hat eine sichtbare, vererbte Krankheit und ist daneben in der Pubertät ohnehin einsam; sie möchte als erste ihrer Art ins Meer zurück. Alle leben zwischen Depression, materiellen Zwängen, Schulödnis und klimatischem sowie gesellschaftlichem Verfall. Die perfekte Social-Media-Welt ist da sowohl Fluchtpunkt wie Identifikationsmöglichkeit und verspricht Eintritt ins Glück durch Anpassung und Konsum. Dahin streben sie, so wie die meisten: Arielle legt ein Fake-Profil mit gestohlenen Fotos an, das sie benützt, um Anerkennung zu bekommen und überlässt es ihrer Mutter, um ihre Verkaufszahlen zu befeuern. Ihre optimierten Versionen sind Projektionsflächen, die versuchen, das Prekäre des echten Lebens wegzulassen, was natürlich nicht gut gehen kann.
Ein gelungenes Debüt über die Verlagerung der Hoffnungen ins Internet, das sie um nichts weniger existenziell macht.
Rezension von German Brandstötter auf https://www.biblio.at/literatur/rezensionen/opac.html