Die Schuhe meines Vaters
Die Schuhe meines Vaters
Schäfer, Andreas
Die Schuhe meines Vaters
Walk a mile in my shoes
Dem Erzähler zerfällt die Erinnerung an den Vater in Teilstücke, er verliert den „ganzen“ Menschen. Dieser hatte Metastasen im Schädel, erleidet eine Hirnblutung im Hirnstamm, die lebenserhaltenden Maschinen sollen abgeschaltet werden. Eindrücklich wird die Zumutung, das entscheiden zu sollen, sich vom Vater in diese Rolle, die ihm nicht zusteht, gedrängt zu sehen, geschildert.
Der Sohn beschreibt die positiven und negativen Erinnerungen an ihn, einen Einzelkämpfer, mit Pedanterie und einer gewisse Monomanie. Er schämte sich lange Jahre für ihn. Im zweiten „professionellen“ Teil nennt er Biografie und Lebensstationen, aber findet die persönliche Perspektive erst wieder, als er das Erzählte mit eigenen Erinnerungen als Jugendlicher unterfüttern kann. Im dritten Teil findet ein „erinnernder Abschied durch Wiederholung von Handgriffen und Gewohnheiten“ statt, er geht eine Wanderung des Vaters nach und erkennt, wie ähnlich er ihm eigentlich ist.
Auch formal bemüht sich Schäfer immer wieder um Abgrenzung, reflektiert über Berichtetes, Konstruiertes und Erlebtes. „Ich weiß nichts von ihm, und das wird immer so bleiben.“ Trotzdem eine Annäherung.
Empfehlung für ein unsentimentales, unschweres Erinnerungsbuch.
Rezension von German Brandstötter auf https://www.biblio.at/literatur/rezensionen/opac.html