Stürzen Liegen Stehen
Stürzen Liegen Stehen
McGregor, Jon
Stürzen Liegen Stehen
Kommunikationseinschränkungen durch und durch
Es ist eine Menge melodramatischer Zutaten: Antarktissturm und Bergungsaktion, eine erfolgreiche Gattin, die plötzlich den Mann pflegen soll, die Familie, die keine Hilfe ist, Sprachverlust und Verdächtigungen. Die Hauptfigur fährt schon 30 Jahre lang halbjährlich auf Forschungsstationen, seine Frau hat ihn geheiratet, damit sie ein halbes Jahr für sich hat und verfolgt ihre Karriere als Wissenschaftlerin. Während eines Sturms erleidet er einen Schlaganfall und ein Teammitglied stirbt, aber es bleiben Anschuldigungen, ob er Hilfe unterlassen hat. Sein Weg ist ein Weg in die Stille, und auch die Gattin fühlt sich in der Angehörigenposition belästigt von SMS, E-Mail, Anrufen, Arbeit. Sie begegnet den Zumutungen gebetsmühlenartig, und so ist der Alltag im Buch auch gut geschildert vorstellbar. Es dreht sich alles um ihn und sie findet keine Ruhe. Weite Strecken schildern Aphasietherapie und Ressourcenknappheit und der dritte Teil spielt großteils in der Gruppentherapie, wo Robert sich öffnet, die Vorfälle endlich darstellen kann und wieder zu einer Kommunikationsform findet.
McGregor gelingt es aus mehreren Perspektiven Spannung zu erzeugen, zeigt mit feiner Ironie die Brüche der Kommunikation, Schicksale werden nicht aufgelöst, was gesamt ein recht realistisches Bild über die Belastungen für Betroffene und Angehörige nach Schlaganfällen ergibt.
Lesenswert.
Rezension von German Brandstötter auf https://www.biblio.at/literatur/rezensionen/opac.html