Taube und Wildente
Taube und Wildente
Mosebach, Martin
Taube und Wildente
Der Vorhölle entkommt man nicht
Rupert und Marjorie, er Verleger, sie Kolonialvermögenserbin, haben sich in ihrer jeweils zweiten Beziehung auf eine Art Nichtangriffspakt geeinigt, sie wollen sich nicht bedrängen, trennen sich in einem Moment des Hasses, landen aber nach einiger Zeit wieder beim alten Arrangement. Oft gelesen. Aber Mosebach kleidet das gekonnt in ein bezugsreiches Netz verarbeiteter Themen um Abhängigkeiten, Manipulation, philosophische Einstellungen, Kunst, Literatur und Gesellschaftsentwicklungen, unter dem distanzierten Blickwinkel der „Grausamkeit. Zuschauen, wie etwas Schönes zerfetzt wird.“ Eine besondere, mehrfach symbolische Rolle spielt das Bild „Tote Feldtaube und Wildente“, und der/die LeserIn sollte sich das Bild in Farbe ansehen (im Buch unkommentiert nur schwarzweiß), um darauf zu kommen, warum der Autor „tot“ eigentlich weggelassen hat, oder wer der ProtagonistInnen nur in diesen Größenverhältnissen dargestellt wurde. Leitthemen sind Blut, Gewalt, Zerstörung, aber auch Genuss des Dazwischen, regelmäßige Tätigkeit, Akzeptanz, gemischt mit scharfen Beobachtungen und satirischen Einlagen. Im ersten Teil sind die Kräfte am Werk, im zweiten Teil mit geklärteren, aber langweiligeren Verhältnissen.
Ein mehrschichtiges Buch mit Anknüpfungspunkten für viele LeserInnen (und Rezensionen).
Rezension von German Brandstötter auf https://www.biblio.at/literatur/rezensionen/opac.html