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Moralophobia. Wie die Wut auf das Gute in die Welt kam

Moralophobia. Wie die Wut auf das Gute in die Welt kam

Albig: Moralophobia

Albig, Jörg-Uwe

Moralophobia. Wie die Wut auf das Gute in die Welt kam

Wirklich: Angst vor dem Guten?!

Dieses kulturhistorische Nummernkabarett beginnt grundsätzlich: Es gehe nur noch um die Freiheit sich zu empören, um libertären Narzissmus – die naive Moral „Verletze niemanden, helfe soweit du kannst“ sei tot. Es gebe aber reale den zivilisatorischen Fortschritt Gewalt zu regulieren (u.a. durch das Gewaltmonopol des Staates) und den Gewaltbegriff auszuweiten (körperliche, verbale, sprachliche, naturausbeuterische, sexuelle usw. Gewalt). Dann geht es belletristisch weiter: Albig zählt historische Persönlichkeiten und wirtschaftliche sowie Ideenkonflikte kapitelweise auf, um die These zu illustrieren, dass „Gut“ gegen „Böse“ kämpfe. Man könnte natürlich auch sagen: alt gegen neu oder Geld gegen weniger Geld, aber das wird nicht diskutiert. Die Helden sind „Abgehängte“ (Götz v Berlichingen), Entlassene (Machiavelli), Abgestiegene (de Sade), Ausbeuter (Südstaaten gegen Nordamerika), Erfolglose (Nietzsche), Kriegsverlierer (Spott als Schamreaktion), Opportunisten (Ex-Nazis),  Kriminelle (Al Capone bzw. Donald Trump als Wildwestler).
Das Ganze ist etwas psychoanalyselastig (Alkohol als Regressionshilfe, die man in der Prohibition von Al Capone ersehnte?) und ohne wirkliche Interpretation, etwa, dass die antimoralischen Argumente immer gleich das Recht der Stärkeren (Natur) behaupteten, was real abnahm.
Unterhaltsam, gut geschrieben, teils lehrreich, aber Feuilleton.

Rezension von German Brandstötter auf https://www.biblio.at/literatur/rezensionen/opac.html