Vertlib, Vladimir
Zebra im Krieg. Roman nach einer wahren Begebenheit
Troll und Menschenfreund
Paul lebt mit seiner Familie kurz nach der Coronaepidemie in „Sodom und Gomorrha“, einer osteuropäischen Stadt im Bürgerkrieg. Es gibt Tote und Verletzte, Bombeneinschläge, Desinformation, Verfolgung, Mobs, Lebensmittelknappheit, Stromausfälle, Denunziation, Opportunisten und absurde Maßnahmen wie die plötzliche Einführung der Todesstrafe und der Sommerzeit, und die Stadt ist voller (Raub)tiere.
Zu seinem Pech hat Paul Beschimpfungen des momentan siegreichen Oberrebellen gepostet, er wird verhaftet und per Internetvideo gedemütigt, ist geächtet. Einmal möchte er das Richtige (wieder gut) machen, hilft seinen jüdischen Nachbarn, gerät aber dann erst recht in die Zwickmühle, diesmal durch das ursprüngliche Regime. Alles endet in Unsicherheit.
Vertlib verquickt zu viele Themen: Virtuelle Feindschaft und realen Hass, postsowjetische und neurechte Rhetorik, Antisemitismus, politische Analyse und Satire, Familienleben, Bibelmetaphorik, soziale Medien; trotzdem ist das Ganze eine zwar abgemilderte, aber unheilvolle Vorausschau auf die derzeitigen Zustände in der Ukraine. Die Menschheit lernt nicht.
Drastische, aber lauwarme Tragikomödie mit schematischen Figuren.
Rezension von German Brandstötter auf https://www.biblio.at/literatur/rezensionen/opac.html